1. Was heißt Selbsthilfe?
Selbsthilfe bedeutet, sich mit Gleichbetroffenen auszutauschen, sich weiterzuhelfen. Selbsthilfe bietet Unterstützung, Beratung und gibt allen chronisch kranken und behinderten Menschen eine starke Stimme nach außen. Selbsthilfe bedeutet gerade nicht “Hilf dir Selbst!”, sondern “Wir für mich. Selbsthilfe macht mich stark.”
2. Was ist eine Selbsthilfegruppe?
In Selbsthilfegruppen schließen sich Menschen zusammen, die ähnliche Probleme, Süchte, Krankheiten oder Behinderungen haben und sich dadurch im täglichen Leben eingeschränkt fühlen. Durch gegenseitige Unterstützung und Motivation werden die Lebensumstände verbessert und Wege erarbeitet, die ein zufriedeneres Leben ermöglichen. Selbsthilfegruppen gibt es für Betroffene selber, aber auch für deren Familien und Angehörige. Sie dienen dem Erfahrungs- und Informationsaustausch, der gegenseitigen emotionalen Unterstützung und Motivation. Selbsthilfegruppen werden meist ehrenamtlich von engagierten Betroffenen geleitet. Bei Erfüllung bestimmter Kriterien werden sie finanziell (für Öffentlichkeitsarbeit, Raummiete etc.) regional unterstützt. Selbsthilfegruppen sind oftmals Teil von regionalen oder bundesweiten Selbsthilfeorganisationen. Auch hier gilt: “Gemeinsam sind wir stark!”. Beratungstelefone, Broschüren, Veranstaltungen – all dies lässt sich nur auf die Beine stellen, wenn ein größerer Selbsthilfeverband dahintersteht.
3. Wer besucht eine Selbsthilfegruppe?
Unterschiedliche Menschen: Es treffen sich Jugendliche und Erwachsene, Frauen und Männer unterschiedlicher Berufe und Hintergründe. Probiere es doch einfach mal aus! An einem Gruppentreffen teilzunehmen kostet nichts, ist aber zumindest eine wertvolle Erfahrung, die jeder Betroffene einmal gemacht haben sollte. Selbsthilfeorganisationen sind oft als Vereine organisiert, manchmal aber auch als örtliche Selbsthilfegruppen ohne Rechtsform. Man braucht aber keineswegs förmliches Mitglied zu werden, um in eine Selbsthilfegruppe mal hinein zu schnuppern.
4. Wo gibt es Selbsthilfegruppen?
In Deutschland gibt es ca. 100.000 Selbsthilfegruppen, in denen rund 3,5 Mio. Menschen organisiert sind. In den großen Städten sind sie leichter zu finden, aber auch in vielen kleineren Städten oder Orten gibt es mehr und mehr. Sie entstehen auf die Initiative Einzelner oder kleinerer Gruppen zu allen erdenklichen Themen und Problemen. Der Neugründung einer Gruppe steht nichts im Wege. Neugründer erhalten Unterstützung durch die Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen in ihrer oder einer nahe gelegenen Stadt. Dort erhalten sie Informationen über regionale und überregionale Möglichkeiten. Man kann aber auch einfach im Internet die jeweilige Selbsthilfeorganisation zum Krankheitsbild oder zur jeweiligen Behinderung heraussuchen und dort die Ansprechpartner der nächsten Selbsthilfegruppe vor Ort erfragen. Weitere Informationen findest Du bei der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS).
5. Was passiert in einer Selbsthilfegruppe?
Es gibt keine Regeln dafür, wie das Treffen einer Selbsthilfegruppe ablaufen soll oder welche Themen besprochen werden sollen. Jede Gruppe gestaltet ihre Treffen individuell und in eigener Verantwortung. Es werden Fach- wie private Themen besprochen. Man gibt sich Tipps im Umgang mit der Bürokratie, unternimmt gemeinsam Ausflüge oder auch Reisen. Viele Selbsthilfegruppen laden aber bspw. auch Fachexpertinnen und -experten zu Vorträgen ein.
6. Muss man in Selbsthilfegruppen festes Mitglied werden?
Nein! Aber für den intensiven Austausch und die Vertrauensbildung innerhalb der Gruppe ist es schöner, wenn jeder regelmäßig an den Treffen teilnimmt.
7. Muss man in Selbsthilfegruppen einen Beitrag entrichten?
Nein! Manchmal werden geringe Beiträge für gemeinsame Aktionen eingesammelt.
8. Ergeben sich Verpflichtungen durch einen Besuch einer Selbsthilfegruppe?
Nein! Aber man sollte sich entsprechend der vorher getroffenen Vereinbarungen (zum Beispiel bei Nichterscheinen) abmelden, die Mitglieder über einen geplanten Austritt informieren oder die Aufgaben, die man übernimmt, erfüllen.
9. Wie viele Teilnehmer hat eine Selbsthilfegruppe?
Die Gruppengröße ist variabel und liegt in der Regel zwischen fünf und zwanzig Mitgliedern.
10. Wie oft treffen sich Selbsthilfegruppen?
Das ist von Gruppe zu Gruppe unterschiedlich. Manche treffen sich wöchentlich, andere vierzehntägig, monatlich oder einfach nach Absprache.
11. Wie lange dauert ein Treffen?
Ein Treffen dauert in der Regel zwischen eineinhalb und zwei Stunden, aber es gibt hier keine Vorschriften.
12. Wo finden die Treffen einer Selbsthilfegruppe statt?
Die Treffen finden in neutraler Umgebung statt. Oft werden kostenlose Gruppenräume durch die Kontaktstellen vermittelt. Das kann ein Raum im Rathaus, im Krankenhaus oder bei einer gemeinnützigen Organisation sein. Kleine Gruppen treffen sich aber auch unkonventionell, z.B. im Eiscafé, in einer Gaststätte oder auch privat.
13. Wer leitet eine Selbsthilfegruppe?
Nach dem Selbsthilfeprinzip wird eine Selbsthilfegruppe von Betroffenen eigenständig organisiert und geleitet. Fachleute wie Ärzte oder Therapeuten werden manchmal als Referenten für Vorträge gewonnen. Es findet keine ärztliche oder therapeutische Versorgung in der Gruppe statt. Sie kann aber eine Therapie oder einen Krankheitsverlauf positiv unterstützen.
14. Wird alles, was bei den Treffen ausgetauscht wird, vertraulich behandelt?
Ja! Dies ist eine der Grundregeln des Austausches in Selbsthilfegruppen. Aus diesem Grund wird die Identität bzw. die Teilnahme einzelner Mitglieder an Treffen nicht an Außenstehende weitergegeben. Es gibt auch keine Teilnehmerlisten.
15. Was sind Selbsthilfeorganisationen?
Von einer Selbsthilfeorganisation spricht man dann, wenn sich mehrere Selbsthilfegruppen zu überregionalen, landesweiten oder bundesweiten Verbänden zusammenschließen.
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